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Wasserratte im Schnürenpelz

Wissen Sie eigentlich, was ein Perro De Agua Espanol, ein Spanischer Wasserhund ist?

Suchen Sie ihn in einem Hundelexikon, Sie werden ihn kaum finden, denn erst vor vier Jahren fiel in Deutschland der erste Wurf dieser interessanten Hunderasse. Sie vermuten: Wieder so eine Kreuz- und Querzüchtung von bereits existierenden Hunderassen? Keineswegs. Der Perro De Agua Espanol gehört schon seit mehr als 1000 Jahren in Süd-Spanien (Andalusien) zum Haushalt einer Familie wie die Kaffeekanne oder die Katze. Er war unentbehrlich in Haus und Hof und hatte seine Aufgaben auf den Weiden und beim Fischfang. Seine wichtigste Aufgabe war allerdings, sich nicht von fremden Menschen einfangen zu lassen. Schließlich wollte jeder einen guten Hund haben. Aber der Perro hat es gelernt, sich vor Menschen zu schützen, die er nicht kennt.

Ohne aggressiv zu werden , macht er es jedem unmöglich, nach ihm zu greifen. So scheint es zunächst, dass ein Spanischer Wasserhund scheu sei. Keineswegs. Er möchte erst genau wissen, mit wem er es zu tun hat, dann erst nimmt er Kontakt auf.

Man nannte ihn noch bis vor wenigen Jahren "El Turco Andaluz", den "Andalusischen Türken". Daraus lässt sich schließen, dass diese Hunde ursprünglich mit Schafherden aus der Türkei kamen. Als man im FCI den Rassestandard festlegte, einigte man sich aber auf den Namen "Perro De Agua Espanol", kurz PdAE.

An den Küsten war der Perro ständiger Begleiter und unentbehrlicher Helfer der Fischer. Er gehörte einfach zur Besatzung an Bord, verdiente nicht nur seine tägliche Portion Fisch, sondern auch Geld: Ein Viertel des gesamten Verdienstes gingen auf sein Konto, das von einem Fischer geführt wurde. Die Aufgaben der Hunde bestand darin, nach über Bord gegangenen Gegenständen zu tauchen, in Gruppen von 4-5 Hunden Netze auszulegen, ja sogar unter Wasser nach Fischschwärmen Ausschau zu halten und diese in die Netze zu treiben. Die Lage der Fischerei in Süd-Spanien hat sich natürlich geändert und die Aufgaben des Perro De Agua Espanol auch. Aber was diese Hunde können, habe ich bei einer Meute 8 Spanischer Wasserhunden in Holland gesehen, wo sie von einer hohen Mauer 4m weit durch die Luft ins Wasser sprangen, um Gegenstände zu apportieren.

Heute noch sind für die Kuh-, Schaf- und Ziegenhirten in Andalusien die Perro De Agua Espanol unentbehrlich. Sie sind ständig und unermüdlich darum bemüht, ihrem Herrn einen Gefallen zu tun. Auf Grund ihrer überragenden Intelligenz sind sie aber auch fähig, eine Herde selbständig zu hüten.

Wegen seiner Anpassungsfähigkeit wird der Spanische Wasserhund heute und seit etwa 20 Jahren hauptsächlich als Familienhund gezüchtet. Als Fremder in eine Familie mit einem Perro zu kommen, ist wie ein Spektakel: Ein aufgeregt bellendes Zotteltier wirft seinen krausgelockten Schnürenpelz auf und ab, umkreist Sie und beobachtet Sie sehr genau. Strecken Sie die Hand aus, um dieses knuddelige Tier zu streicheln, ist es blitzschnell weg - unter dem Tisch. Das hat den oben schon beschriebenen Grund: Ein Perro hatte von Alters her auch den Auftrag, sich nicht von Fremden einfangen zu lassen. Er war ja schließlich was wert. - Kommen Sie aber das zweite oder dritte Mal in diese Familie, ist der Hund wie umgewandelt. Sie gehören jetzt dazu.

Der Perro De Agua Espanol ist ein mittelgroßer wendiger Hund, der seinem Herrn zuliebe enorme Leistungen bringt. Ich habe eine Hündin, die im 30m-Abstand über die Wiesen tobt, bei Pfiff die "180-Grad-Wende" im Galopp macht, um zu mir zurückzukommen. Aber sie wärmt mir auch stundenlang unterm Schreibtisch die Füße. Ruhe und Temperament, dabei sein ist alles. Ein Spanischer Wasserhund hat es nicht nötig aggressiv zu werden. Von Kindern lässt er sich fast alles gefallen. Sein Haarkleid ist erstaunlich pflegeleicht, wenn er ab und zu in einem Teich baden darf. Schütteln, trocken laufen, fertig! Kein Bürsten, kein Kämmen. Kein Haarausfall, kein Fellwechsel, aber eine Schur jährlich. Wenn die Schafe in Andalusien zum Winter in die Ställe getrieben werden, wird geschoren, die Hunde gleich mit. Dann sind sie von den Lämmern kaum noch zu unterscheiden.

Perro De Agua Espanol gibt es in schwarz, weiß und braun, einfarbig oder mit weiß gefleckt. In einem Wurf sind fast immer alle Farben vorhanden, unabhängig von der Farbe der Elterntiere. Seit dem Kupierverbot dürfen sie auch ihre Rute tragen. Zur Zeit gibt es noch keinen Hundeverein in Deutschland, der diese Rasse betreut und eine Zuchterlaubnis erteilt, aber in Spanien, Belgien, Holland, Schweden und Finnland erfreut sich dieser Hund schon großer Beliebtheit. Bleibt dieser lustigen Wasserratte im Schnürenpelz nur zu wünschen übrig, dass sie auch bald in deutsche Familien einzieht, ohne zum "Modehund" zu werden wie es z.B. dem Pudel passiert ist, dessen Urahne übrigens ein Perro De Agua Espanol gewesen sein soll!

Manchmal erinnert ein Spanischer Wasserhund doch eher an eine Ziege.















Chica mit 6 Wochen. Noch sieht ihr Fell mehr schwarz als braun aus.
































Das Fell der Perro De Agua Espanol ist sehr pflegeleicht.









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